Südwestrundfunk द्वारा प्रदान की गई सामग्री. एपिसोड, ग्राफिक्स और पॉडकास्ट विवरण सहित सभी पॉडकास्ट सामग्री Südwestrundfunk या उनके पॉडकास्ट प्लेटफ़ॉर्म पार्टनर द्वारा सीधे अपलोड और प्रदान की जाती है। यदि आपको लगता है कि कोई आपकी अनुमति के बिना आपके कॉपीराइट किए गए कार्य का उपयोग कर रहा है, तो आप यहां बताई गई प्रक्रिया का पालन कर सकते हैं https://hi.player.fm/legal।
Player FM - पॉडकास्ट ऐप
Player FM ऐप के साथ ऑफ़लाइन जाएं!
Player FM ऐप के साथ ऑफ़लाइन जाएं!
„Ein schönes Buch ist in sich rund“ – Stiftung Buchkunst kürt die 25 schönsten deutschen Bücher
Manage episode 457786360 series 1586074
Südwestrundfunk द्वारा प्रदान की गई सामग्री. एपिसोड, ग्राफिक्स और पॉडकास्ट विवरण सहित सभी पॉडकास्ट सामग्री Südwestrundfunk या उनके पॉडकास्ट प्लेटफ़ॉर्म पार्टनर द्वारा सीधे अपलोड और प्रदान की जाती है। यदि आपको लगता है कि कोई आपकी अनुमति के बिना आपके कॉपीराइट किए गए कार्य का उपयोग कर रहा है, तो आप यहां बताई गई प्रक्रिया का पालन कर सकते हैं https://hi.player.fm/legal।
Zwei Jurys bewerten hunderte Bücher in einem aufwendigen Verfahren. Am Ende werden je fünf Bücher in fünf Kategorien wie Allgemeine Literatur, Kinderbuch oder Kunstbücher ausgezeichnet.
…
continue reading
Inhalt kann auch die Gestaltung prägen
Seit einem Jahr ist Birte Kreft Geschäftsführerin der Stiftung Buchkunst. Sie beschreibt im Gespräch mit dem lesenswert Magazin die Kriterien, nach denen ein Buch als schön bewertet wird:Wir bei der Stiftung Buchkunst sagen immer, ein schönes Buch ist eines, das in sich rund ist.Die Jurys beurteilten zwar nicht den Inhalt des Buches, dennoch sei dieser wichtig für die Gestaltung. Wie etwa bei dem ausgezeichneten Buch „An Rändern“ von Angelo Tijssens. Das Buch erzählt von einem Mann, der in seine Heimat reist und sich dort seinen schmerzhaften Erinnerungen stellt. Wie der Titel „An Rändern“ es bereits sagt, ist auch der Text im Buch an den Rand gerückt.Quelle: Birte Kreft, Geschäftsführerin Stiftung Buchkunst
Gute Ideen kosten nicht unbedingt viel
Wie hier Form und Inhalt ineinander greifen, habe der Jury besonders gefallen, sagt Birte Kreft:In dem Buch gibt es auch schwarze Seiten, die das Thema Depression aufgreifen. Parallel dazu ist der Umschlag in einem hoffnungsvollen Rosa. Es geht auch darum, was für gute Ideen Gestalter:innen haben, um die immer kleiner werdenden Budgets in eine gute Gestaltung und damit in ein gutes Buch umsetzen.Genau das sei in Zeiten steigender Papier- und Druckkosten die Herausforderung. Es würden nicht nur die großen Publikumsverlage ausgezeichnet, sondern auch kleinere, die „auch mutige Entscheidungen treffen wie der Trottoir Noir Verlag aus Leipzig oder shift books aus Berlin“, so Kreft.Quelle: Birte Kreft, Geschäftsführerin Stiftung Buchkunst
1340 एपिसोडस
Manage episode 457786360 series 1586074
Südwestrundfunk द्वारा प्रदान की गई सामग्री. एपिसोड, ग्राफिक्स और पॉडकास्ट विवरण सहित सभी पॉडकास्ट सामग्री Südwestrundfunk या उनके पॉडकास्ट प्लेटफ़ॉर्म पार्टनर द्वारा सीधे अपलोड और प्रदान की जाती है। यदि आपको लगता है कि कोई आपकी अनुमति के बिना आपके कॉपीराइट किए गए कार्य का उपयोग कर रहा है, तो आप यहां बताई गई प्रक्रिया का पालन कर सकते हैं https://hi.player.fm/legal।
Zwei Jurys bewerten hunderte Bücher in einem aufwendigen Verfahren. Am Ende werden je fünf Bücher in fünf Kategorien wie Allgemeine Literatur, Kinderbuch oder Kunstbücher ausgezeichnet.
…
continue reading
Inhalt kann auch die Gestaltung prägen
Seit einem Jahr ist Birte Kreft Geschäftsführerin der Stiftung Buchkunst. Sie beschreibt im Gespräch mit dem lesenswert Magazin die Kriterien, nach denen ein Buch als schön bewertet wird:Wir bei der Stiftung Buchkunst sagen immer, ein schönes Buch ist eines, das in sich rund ist.Die Jurys beurteilten zwar nicht den Inhalt des Buches, dennoch sei dieser wichtig für die Gestaltung. Wie etwa bei dem ausgezeichneten Buch „An Rändern“ von Angelo Tijssens. Das Buch erzählt von einem Mann, der in seine Heimat reist und sich dort seinen schmerzhaften Erinnerungen stellt. Wie der Titel „An Rändern“ es bereits sagt, ist auch der Text im Buch an den Rand gerückt.Quelle: Birte Kreft, Geschäftsführerin Stiftung Buchkunst
Gute Ideen kosten nicht unbedingt viel
Wie hier Form und Inhalt ineinander greifen, habe der Jury besonders gefallen, sagt Birte Kreft:In dem Buch gibt es auch schwarze Seiten, die das Thema Depression aufgreifen. Parallel dazu ist der Umschlag in einem hoffnungsvollen Rosa. Es geht auch darum, was für gute Ideen Gestalter:innen haben, um die immer kleiner werdenden Budgets in eine gute Gestaltung und damit in ein gutes Buch umsetzen.Genau das sei in Zeiten steigender Papier- und Druckkosten die Herausforderung. Es würden nicht nur die großen Publikumsverlage ausgezeichnet, sondern auch kleinere, die „auch mutige Entscheidungen treffen wie der Trottoir Noir Verlag aus Leipzig oder shift books aus Berlin“, so Kreft.Quelle: Birte Kreft, Geschäftsführerin Stiftung Buchkunst
1340 एपिसोडस
सभी एपिसोड
×S
SWR Kultur lesenswert - Literatur


1 Zwischen Louis Vuitton und Latte Macchiato: „Daily Soap“ sprengt Klischees 7:53
7:53
बाद में चलाएं
बाद में चलाएं
सूचियाँ
पसंद
पसंद7:53
Eine Bilderbuchecke in der Züricher Altstadt. Einmal abbiegen: der Bellevueplatz. Blick auf den Zürichsee, das Opernhaus. Es ist ein warmer Frühlingstag und die Straße ist belebt. Hier treffe ich Nora Osagiobare, vorm Kino Le Paris. Und genau hier beginnt auch „Daily Soap“, Nora Osagiobares Debütroman – mit einer – ich sage mal - Liebesgeschichte. Im Jahr 1998 kreuzen sich zwei verlorene Seelen an einer Zürcher Tramhaltestelle, um sich nach zwei Jahrzehnten wieder voneinander scheiden zu lassen. Quelle: Nora Osagiobare – Daily Soap Wie alles beginnt Die zukünftigen Ex-Eheleute stellt die Autorin vor. Eine weiße Schweizerin: „Das ist die Anneli Killer Osayogogowemwen, die ist Impf- und Abtreibungsgegnerin und eher Verschwörungstheorien zugeneigt, hat aber schon auch einen sehr präzisen Blick für Missstände.“ Und ein Nigerianer: „Thor Objoje Osayogogowemwen ist ein Red Bull-süchtiger, emotionsgetriebener, eher einsamer und ruhiger Mensch.“ Nora und ich biegen um die Ecke, zum Mittagessen in einem Züricher Traditionshaus. Red Bull steht hier nicht auf der Karte. Anneli und Thor bestreiten im Roman hier das erste Date. Das Resultat daraus, Tochter Toni: „Das ist nämlich die Toni Osayogogowemwen und die verbringt den größten Teil ihrer Zeit vor dem Fernseher und schaut sich ihre Lieblings-Opera an.“ Und ihre Zwillingsschwester Wanda. Toni ist Schwarz. Wanda kreideweiß. Hautfarbe. Herkunft. Race. Rassismus. Medienmechanismen. Das sind die Themen in „Daily Soap“. Aber auch: Kunst, Milieu. Die Schweizer Schickeria. Wiener Schnitzel im Zürcher Traditionshaus Damit zurück an den Mittagstisch. Wir bestellen Wiener Schnitzel. Eine Portion kostet 59 Schweizer Franken. Jede Figur aus „Daily Soap“ verbindet etwas mit dem Restaurant, in dem wir sitzen. Im Roman stellt ein Künstler seine homoerotischen Aktbilder an den Wänden aus. Akte junger Männer auf dem Hautfarbenspektrum zwischen Latte Macchiato, serviert in einem südafrikanischen Country Club im Jahr 1992 und Mokka eines dunklen Röstgrades, serviert auf einem Markt in Äquatorialguinea. Quelle: Nora Osagiobare – Daily Soap Heute hängen hier an den dunkel-holzgetäfelten Wänden Bilder von Miró, Picasso, Chagall. Unten liegen auf den Stühlen Handtaschen von Louis Vuitton. Und dazwischen bugsieren Restaurantgäste Einkaufstüten von Bottega Veneta durch die Gänge. Früher speisten hier regelmäßig Friedrich Dürrenmatt und Max Frisch. James Joyce hatte einen Lieblingstisch. Mehr Konzept als Recherche Viele Szenen von Nora Osagiobares Roman spielen zwar in diesem Restaurant, heute ist sie aber zum ersten Mal hier. Sie meint: „Ich habe auch gar nicht unbedingt immer vorgehabt, die Orte aufzusuchen, von denen ich geschrieben habe, weil es mir eigentlich gar keine große Rolle gespielt hat, schon mal dort gewesen zu sein, weil es mehr um eine Idee ging als um eine Recherche.“ Das gilt auch für das Personal des Romans. „Also ich denke auch, dass meine Figuren mehr Ideen verkörpern als Menschen. Und auch die Geschichte mehr eine Idee verkörpert als eine realistische Darstellung von einem Geschehen. Es ist irgendwie alles sehr konzeptuell gehalten im Roman, aber es hat mich dann trotzdem Wunder genommen, das mal aufeinanderprallen zu lassen, diese Idee und die - in Anführungszeichen - Realität.“ Das Besondere am Konzept von Nora Osagiobares Debüt: Das steckt schon im Titel: „Daily Soap“. Dramaturgie einer Vorabendserie Die Handlung folgt der Logik einer Soap Opera, einer Vorabendsendung. Grob zusammengefasst: Sex, Affären, Beziehungen, Kunst, Affären und noch mehr Affären – und ein tragisches Ende. Dazwischen: ein medialer Rassismusskandal eines Modeunternehmens. Die Firma „Banal und Bodeca“ möchte nach einer rassistischen Kampagne ihr Image mit einer medienwirksamen Idee aufpolieren. Die Idee, na klar: eine Soap in der sich die Familie besonders weltoffen präsentieren mag. „Es ist dann so, dass die Firma eine Sendung produzieren möchte, in der sie den Sohn, also den Erben, Paul Banal, mit einem schwarzen Partner zeigen möchte und so darlegen möchte, wie ein Familienmitglied dieser Firma ja offensichtlich über alle Konventionen hinweg mit einer POC-Person in einer homosexuellen Beziehung steht.“ Eine Soap in einer Soap Was die Familie nicht weiß: Sohn Paul führt wirklich eine On-Off-Beziehung mit einem Schwarzen Mann, nämlich Prince Okiti, Thors Bruder. Dazu spielt der Roman in einer dystopischen Schweiz. Da agiert zum Beispiel ein Bundesamt namens BARACK: Verantwortlich für die Einteilung von Schweizer Bürgern mit Hautfarben außerhalb des eidgenössischen Hautfarbenspektrums ist das Bundesamt für die Rationalisierung Andersfarbiger anhand von Cappuccino beziehungsweise Kaffee. Quelle: Nora Osagiobare – Daily Soap Dazu meint die Autorin: „Ich habe schon auch einfach die Schweiz und so ihre Ordnungssucht ein bisschen zur Schau stellen wollen und habe dann einfach ein weiteres Ministerium erfunden, das diese Ordnungssucht ein bisschen auf die Spitze treibt und auch gleichzeitig ein bisschen diese Rückschrittlichkeit in politischen Themen, wie zum Beispiel Diskriminierungserfahrungen von POCs, thematisiert.“ Dystopie und Satire liegen nah beieinander Nora Osagiobare lacht viel. Über Klischees, über die Schweizer Gesellschaft. Und über überteuerte Schnitzel. „Daily Soap“ laviert zwischen Satire und Soap, Dystopie und Gesellschaftsroman. Gewürzt mit scharfem Witz. Bei ihr ist die Soap kein Gimmick, sondern literarisches Verfahren: „Mich interessieren allgemein so popkulturelle Phänomene sehr stark. Also was muss ein Kulturprodukt haben, dass es von einer so großen Menge an Menschen konsumiert wird. Also ich habe auch so eine total perverse Lust an Reality-Formaten zum Beispiel. Andererseits habe mich auch mal interessiert, solche Formate zu gebrauchen, um politisch relevante Themen zu verhandeln.“ Der Roman ist temporeich und absurd, oft schrill, gespickt mit grotesken Handlungsverwicklungen, voll mit Fußnoten, Gegenwartsbeobachtungen und sprachlichen Doppeldeutigkeiten. Frau Bodeca hat nicht damit gerechnet, selbst einmal in die Rassismusfalle zu tappen. Denn Frau Bodeca ist keine Rassistin. Sie sieht keine Farben, es sei denn, sie sind saisonal. Quelle: Nora Osagiobare – Daily Soap Über Rassismus lachen? Geht das überhaupt? „Ich finde es inzwischen nur noch lächerlich, no pun intended, wenn man ernst über etwas schreibt, das man schon seit Jahrhunderten zu dekonstruieren versucht. Ich kann nicht ernst über Rassismus schreiben, weil es einfach auch extrem lächerlich ist und weil alles schon gesagt worden ist. Es gibt nichts, was ich dem hinzufügen kann auf ernsthafter Ebene. Also ich kann nur mit der Form spielen, mit dem Ton, aber es ist alles schon gesagt worden.“ Tragik und Komik gehen bei ihr Hand in Hand: „Das eine geht nicht ohne das andere. Also man kann wahrscheinlich eine Szene extrem tragisch formulieren über Seiten und irgendwann muss man beim Lesen oder auch beim Schreiben einfach lachen, weil es einfach so runterzieht. Unfreiwillig, und man muss gar keinen komischen Effekt drüber legen. Man muss irgendwann wahrscheinlich lachen. Bin ich überzeugt davon. Es ist eine Frage der Zeit. Manche früher, manche später.“ Rückkehr für Schnitzel? Ob die Autorin – wie ihre Romanfiguren – von nun an regelmäßig ins Restaurant kommen wird? „Nein, wahrscheinlich nicht. Also nicht mal, weil ich es nicht mag oder so. Es ist halt überhaupt nicht mein Milieu. Aber ich fand es schön, das mal zu penetrieren.“ Die Schnitzel jedenfalls sind aufgegessen. Lecker waren sie ja. Besonders, wenn wir uns vorstellen, dass sie schon Dürrenmatt, James Joyce, Max Frisch inspirierten. Und nun vielleicht auch Nora Osagiobare.…
S
SWR Kultur lesenswert - Literatur


1 Comic über Edvard Munch – Die erhabene Kunst und der neurotische Sex 7:04
7:04
बाद में चलाएं
बाद में चलाएं
सूचियाँ
पसंद
पसंद7:04
Edvard Munch ist ein Künstler für den bildungsbürgerlichen Kunstgenuss und für das große Ausstellungsevent. Er gilt als begnadetes Genie, als ein Wegbereiter der Moderne, als melancholischer Malerfürst. Faszination „Der Schrei" Seine Bilder „Der Schrei" und „Madonna" haben nicht nur die moderne Malerei geprägt, sie weckten auch das Interesse von Kunstdieben. Die Popkultur bedient sich ebenfalls gerne an Munch-Motiven. Die Maske des Killers in der Horrorfilm-Reihe „Scream" sieht dem Schreienden von Munch sehr ähnlich. Ein Künstlerleben gezeichnet In seinem Comic „Munch“ bürstet der norwegische Comiczeichner Steffen Kverneland dieses Munch-Bild gegen den Strich, mit einem gezeichneten Ritt durch Munchs wildes Künstlerleben. Wer war Edvard Munch? Und warum faszinieren uns seine Bilder bis heute? Und: Kann Kverneland die Herausforderung meistern, das Leben und die Malerei des Norwegers in Comic-Bilder zu übertragen?…
S
SWR Kultur lesenswert - Literatur


1 Traurige Zombies und rastlose FBI-Agentinnen: Neue Bücher von Annie Ernaux, Rachel Kushner und Anne de Marcken 54:59
54:59
बाद में चलाएं
बाद में चलाएं
सूचियाँ
पसंद
पसंद54:59
Neue Bücher von Annie Ernaux, Rachel Kushner und Anne de Marcken
S
SWR Kultur lesenswert - Literatur


1 „Es ist eine freundliche Dystopie“: Clemens Setz über den Zombie-Roman „Es währt für immer und dann ist es vorbei“ 12:25
12:25
बाद में चलाएं
बाद में चलाएं
सूचियाँ
पसंद
पसंद12:25
Dass Zombies nicht nur hungrige, grausame Untote sein können, das zeigt die amerikanische Autorin und Verlegerin Anne de Marcken. In ihrem Roman „Es währt für immer und dann ist es vorbei“ begleiten wir eine namenlose Zombie-Frau durch eine Apokalyptische Welt. In ihrer Brust wohnt eine tote Krähe und ihre Sehnsucht zieht sie in Richtung Meer. Zombie-Dame mit Herzschmerz Nur den unstillbaren Hunger auf Menschenfleisch teilt die Zombie-Heldin mit dem klassischen Zombie-Bild. Doch den Hunger besiegt sie und nicht nur damit bricht Anne de Marcken mit einigen Zombie-Klischees. In ihrem Roman wirft sie einen tröstlichen Blick auf das Leben nach der Apokalypse. „Diese Zombies oder Untoten haben noch einen Rest menschlichen Bewusstseins“, sagt der Autor Clemens Setz. Er hat den poetisch-traurigen Roman von Anne de Marcken ins Deutsche übertragen.…
S
SWR Kultur lesenswert - Literatur


1 Weit entfernt von 007: Rachel Kushners neuer Roman „See der Schöpfung“ 6:04
6:04
बाद में चलाएं
बाद में चलाएं
सूचियाँ
पसंद
पसंद6:04
Sadie Smith – allein schon der Name. In einem deutschen Roman würde diese Frau wahrscheinlich Karin Mustermann heißen. Die Ich-Erzählerin von Rachel Kushners neuem Roman ist eine große Leerstelle. Eine Person ohne Identität, die sich chamäleonähnlich ihrer Umwelt anpassen kann, ohne aufzufallen. Jedenfalls glaubt sie selbst das. Sadie, 34 Jahre alt, ist die klassische amerikanische Schönheit mit, wie sie nicht oft genug betonen kann, sehr großen künstlichen Brüsten. Sadie ist ein destruktiver Charakter. Einen moralischen Kompass hat sie nicht; ihre Vergangenheit liegt im Dunkeln. Ihr Weltbild ist durch und durch nihilistisch: Es gibt keine Gerechtigkeit. Schlechte Menschen werden geehrt, gute bestraft. Auch das Gegenteil stimmt. Gute Menschen werden geehrt, schlechte bestraft, und manche werden das Gnade nennen oder die Hand Gottes anstatt Glück. Aber im tiefsten Inneren, selbst wenn ihnen der Mut fehlt, es zuzugeben, wissen alle, dass die Welt gesetzlos ist, chaotisch und willkürlich. Quelle: Rachel Kushner – See der Schöpfung Sadie arbeitet, wenn es einen solchen Beruf überhaupt gibt, als freie Geheimagentin. Beim FBI ist sie nach einer misslungenen Operation in Ungnade gefallen, doch Aufträge hat sie genug. Ihr Spezialgebiet ist die Unterwanderung linker aktivistischer Gruppen mit dem Ziel, diese zu Gewalttaten anzustiften und auf diese Weise zu diskreditieren. Eine Geheimagentin in unklarer Mission Für einen anonymen Auftraggeber reist Sadie nun im Jahr 2013 nach Südfrankreich. Dort hat sich eine Kommune mit dem Namen „Le Moulin“ gebildet, die die ökologisch verheerende Landwirtschaftspolitik der französischen Regierung bekämpft. Der intellektuelle Kopf der Moulinarden, wie sie sich nennen, ist ein Phantom: Der über 80-jährige Bruno Lacombe hat sich in eine unterirdische Höhle zurückgezogen, die er nur verlässt, um kryptische E-Mails an seine Community zu versenden. Sadies Auftraggeber haben Brunos Mail-Account gehackt, so dass Sadie jederzeit Zugriff darauf hat. Seine umfassenden Weltbetrachtungen hat Rachel Kushner als Kontrapunkt zur zynischen Perspektive ihrer Ich-Erzählerin in den Roman integriert. Wir sind uns alle einig, schrieb Bruno, dass es der Homo sapiens war, der die Menschheit mit dem Kopf voran in die Landwirtschaft, das Geldwesen und die Industrie trieb. Aber das Rätsel, was mit dem Neandertaler und seinem bescheideneren Leben passiert ist, bleibt ungelöst. Quelle: Rachel Kushner – See der Schöpfung Die Vision von einer gesellschaftlichen Veränderung Eine Geheimagentin in unklarer Mission. Ein greiser Weltendeuter, der letzte Überlebende einer im Holocaust ermordeten Familie noch dazu. Und eine in ihrer Zusammensetzung heterogene Gruppe von linken Umweltaktivisten – das klingt so abstrus, wie es sich stellenweise auch liest. Doch erstens ist Verunklarung eindeutig die Absicht der Autorin, zweitens steht dahinter die Vision von einer gesellschaftlichen Veränderung: Der Sündenfall der Menschheit, so Brunos These, war der Übergang vom sanften, kollaborativ agierenden Neandertaler hin zum eigennützigen und ausbeuterischen Homo sapiens. Den Gedanken, den Kapitalismus besiegen zu können, hat Bruno aufgegeben, darum hat er sich von der Welt verabschiedet. Hinter den Kämpfen der Aktivisten gegen die Errichtung riesiger Wasserbassins, die einer monokulturell ausgerichteten Landwirtschaft Vorschub leisten, steht die große Idee einer ökologischen Gesundschrumpfung im großen Stil. Abgesang auf die linken Heilsversprechen der 1960er-Jahre Kein Wachstum mehr, auch kein so genannter Fortschritt, sondern eine Umkehr in Form einer Entmodernisierung. „See der Schöpfung“ ist unter anderem auch ein Abgesang auf die linken Heilsversprechen der 1960er-Jahre, denen die Wortführer der Moulinarden lange gefolgt sind. Sadie hingegen, das macht sie zu einer so gegenwärtigen Figur, hat keinerlei Geschichte außerhalb ihrer früheren Operationen und auch keinen ideologischen Impetus. Sie besteht aus Decknamen, Verstellungen, Täuschungen und auch Selbsttäuschungen. Sadie schleicht sich ein in die Kommune der Moulinarden, versucht dort, Verbündete für ihren Plan einer gewalttätigen Eskalation der Proteste zu gewinnen, fängt eine Affäre an, sondiert das Gelände. Erzählerin mit Hardboiled-Tonfall Kushner hat ihrer Erzählerin einen Hardboiled-Tonfall auf den Leib geschrieben, der manchmal nur gut klingende, aber leere Nullsätze produziert... Der Škoda war ein ‚sauberer Diesel‘, ein Oxymoron, das als Metapher für irgendetwas stand, ich wusste nur nicht, wofür. Quelle: Rachel Kushner – See der Schöpfung ... in Sadies arrogantem Blick auf die aus ihrer Sicht eher minderbemittelten Europäer aber auch durchaus komisch ist: Die Franzosen mögen bessere Romane haben (Balzac, Zola und Flaubert) und sie haben besseren Käse (Comté, Roquefort, Cabécou). Aber im Großen und Ganzen betrachtet ist das praktisch nichts. Quelle: Rachel Kushner – See der Schöpfung Weit entfernt von 007 All diese sich widersprechenden Gedankenströme, soziologischen Überlegungen und ideologischen Clashs, eingebettet in eine rasante Story um eine Agent Provocateur, haben etwas intellektuell Produktives. Ist „See der Schöpfung“ aber nicht nur ein flirrender, sondern auch ein gelungener Roman? Meistens schon. Man hätte sich gewünscht, Rachel Kushner hätte der Mitteilungsseligkeit ihrer Erzählerin hin und wieder Grenzen gesetzt. Andererseits ist diese Ich-Erzählerin eine weitaus komplexere Figur als sie selbst es glaubt. Ihre Unerschütterlichkeit bekommt immer dann Risse, wenn jemand von außen auf sie blickt. „See der Schöpfung“ mündet in einen Showdown, der selbstverständlich nicht verraten wird. Nur so viel: Von einer strahlenden Heldenfigur à la 007 ist Kushners Agentin am Ende weiter entfernt als je zuvor.…
S
SWR Kultur lesenswert - Literatur


1 Annie Ernaux – Ich komme nicht aus der Dunkelheit raus 4:33
4:33
बाद में चलाएं
बाद में चलाएं
सूचियाँ
पसंद
पसंद4:33
Die ersten kleinen Veränderungen, die frühesten Zeichen des Verfalls ihrer Mutter, deutet Annie Ernaux noch als Folgen eines Verkehrsunfalls, bei dem ihre Mutter angefahren wurde. Doch schon bald lautet die Diagnose: Alzheimer – und die Symptome häufen sich. Als die alte Dame 1983 nicht mehr allein leben kann, nimmt Annie Ernaux sie zu sich. Beim Aufwachen heute Morgen, mit kleiner Stimme: ‚Ich habe Pipi ins Bett gemacht, ich konnte es nicht einhalten.‘ Dasselbe habe ich als Kind gesagt. Quelle: Annie Ernaux – Ich komme nicht aus der Dunkelheit raus Ein Tagebuch des Verfalls Während ihre Mutter bei ihr lebt, beginnt Ernaux, sich Notizen zu machen – ungeordnet, auf losen Blättern. Es entsteht ein schonungsloses Protokoll des Verfalls, das sie auch nach dem Umzug ihrer Mutter in ein Pflegeheim fortführt. Der Titel des schmalen Buches nimmt Bezug auf den letzten Satz, den ihre Mutter in einem Brief noch schreiben konnte: „Ich komme nicht aus der Dunkelheit raus“. Nicht lange danach ist von der einst tatkräftigen, energischen Frau, die Annie Ernaux’ Mutter ausmachte, nur noch wenig übrig. Sie lebt in der Vergangenheit, erkennt ihre Tochter nicht mehr, verliert Zähne und die Kontrolle über ihren Körper. Fixiert im Sessel, auf Hilfe angewiesen wie ein Kleinkind. Wieder festgeschnallt. Schafft es nicht, den Kuchen zu essen, ein Stück Aprikosentorte, ihre Hand findet den Mund nicht. Ich habe sie gefüttert, wie früher meine Kinder. Ich glaube, es war ihr bewusst. Sie begann, die Kuchenschachtel zu zerreißen, wollte sie essen. Ihr Kinn sinkt herab, ihr Mund steht offen. Noch nie war mein schlechtes Gewissen so groß, als wäre ich an ihrem Zustand schuld. Quelle: Annie Ernaux – Ich komme nicht aus der Dunkelheit raus Nur der Instinkt bleibt Autorin Annie Ernaux dokumentiert das langsame Sterben ihrer Mutter ohne Umschweife. Welke Haut, Uringeruch, der leere Blick, die trostlose Atmosphäre des Pflegeheims – all das wird in diesem schmalen Buch beklemmend konkret. In etwas mehr als zwei Jahren raubt die Alzheimer-Erkrankung ihrer Mutter die Sprache, das Gedächtnis, den Willen. Zurück bleibt nur der Instinkt. Ernaux leidet, fühlt sich schuldig, obwohl sie weiß, dass sie es nicht ist. Ich gebe ihr ein Milchbrötchen, sie findet den Mund nicht, behält es in der Hand, ihre Lippen schmatzen trotzdem. In dem Moment wünschte ich, sie wäre tot, müsste nicht mehr so leben, in diesem Verfall. Quelle: Annie Ernaux – Ich komme nicht aus der Dunkelheit raus Ernaux schreibt in einer kargen, präzisen Sprache, die sich jeder Sentimentalität verweigert. Da es sich um weitgehend unredigierte Notizen handelt, lesen sich manche Passagen fragmentarisch und gerade diese Schlichtheit macht die emotionale Wucht des Textes aus. Das zutiefst Private weitet sich bei Ernaux zu einer allgemeinen, gesellschaftlich relevanten Erfahrung. Die Frage, wie wir mit Alter, Krankheit, Pflege und Tod umgehen, schwingt immer mit. Zwischen Liebe und Ohnmacht Es ist eine schmerzhafte Lektüre – auch deshalb, weil die Frau, um die es geht, für viele Leserinnen und Leser der Nobelpreisträgerin Annie Ernaux keine Unbekannte ist. In ihren frühen autofiktionalen Büchern „Ein Platz“ und vor allem „Eine Frau“ hat Ernaux ihre Mutter als resolute, lebendige Persönlichkeit beschrieben, die sich aus einfachsten Verhältnissen zur Ladenbesitzerin hocharbeitete. Dass Alzheimer auch diese starke Persönlichkeit auslöscht, ist erschütternd. Der Tod der Mutter kommt nicht überraschend, und doch stürzt er Annie Ernaux in eine tiefe Krise und Schreibblockade. Vielleicht werde ich es eines Tages schaffen, mir die Notizen, die ich gemacht habe, noch einmal durchzulesen, werde sie als Teil einer Kontinuität begreifen können von Leben und Tod. Quelle: Annie Ernaux – Ich komme nicht aus der Dunkelheit raus Gut, dass Annie Ernaux genau das geschafft und ihre Notizen über das Sterben ihrer Mutter veröffentlicht hat. Denn „Ich komme nicht aus der Dunkelheit raus“ macht auf eine stille Weise auch Mut. Es zeigt: So viele Menschen erleben, was Annie Ernaux durchgemacht hat – und sie sind nicht allein. Und auch wenn dieses Buch bereits vor Jahrzehnten entstanden ist, wirkt es heute aktueller denn je. Die Zahl der Demenzerkrankten steigt stetig, und die Fragen, die Annie Ernaux hier stellt – nach Würde, Erinnerung und dem Abschiednehmen – betreffen uns alle. Für Leserinnen und Leser, die ihr autofiktionales Werk kennen, ist es zudem ein fehlendes Puzzlestück – eine eindringliche, intime Ergänzung ihres literarischen Lebensbilds.…
S
SWR Kultur lesenswert - Literatur


1 Gespräch mit der Peter-Huchel-Preisträgerin 2025 Olga Martynova 29:44
29:44
बाद में चलाएं
बाद में चलाएं
सूचियाँ
पसंद
पसंद29:44
Der diesjährige Peter-Huchel-Preis für deutschsprachige Lyrik geht an die 1962 in Krasnojarsk geborene und in Frankfurt am Main lebende Lyrikerin Olga Martynova. Die Jury würdigte den im S. Fischer Verlag erschienenen Gedichtband "Such nach dem Namen des Windes" als herausragende Neuerscheinung des Jahres 2024. Der Peter-Huchel-Preis wurde am 3. April 2025, dem Geburtstag Huchels, in Staufen verliehen. Preisstifter sind der Südwestrundfunk und das Land Baden-Württemberg. Zu den bisherigen Preisträger*innen gehören u. a. Elke Erb, Ulf Stolterfoht, Marion Poschmann, Steffen Popp und Anja Utler.…
S
SWR Kultur lesenswert - Literatur


Ein neuer Kracht ist noch immer ein Ereignis: Es beginnt in einem kleinen Haus am Meer an auf einer schottischen Insel und endet in einer Parallelwelt, in der ein rachsüchtiger Fürst die Bevölkerung einer geheimnisvollen Steinstadt unterjochen will. Ist Kracht unter die Fantasy-Autoren gegangen?
S
SWR Kultur lesenswert - Literatur


Ein unbeschwerter Sommer am Atlantik. Eine vermeintliche Idylle, in die das Unbehagen einsickert. Die Wälder brennen, ein Kind verschwindet. Nina Bußmann inszeniert einen Urlaub als ein leises und bedrohliches Kammerspiel.
S
SWR Kultur lesenswert - Literatur


1 Claudia Piñeiro: Die Zeit der Fliegen 17:00
17:00
बाद में चलाएं
बाद में चलाएं
सूचियाँ
पसंद
पसंद17:00
Inés hat die Geliebte ihres Mannes erschossen. Nun, 15 Jahre später, kommt sie aus dem Gefängnis in eine andere Welt, in der sie sich zurechtfinden muss. Und Geld verdienen. Sie eröffnet ein Unternehmen: Schädlingsbekämpfung und Detektivdienste.
S
SWR Kultur lesenswert - Literatur


Der zehnte von elf Bänden von Maiers Projekt „Ortsumgehung“. Stück für Stück hat Maier den Radius und den Blick geweitet. Nun geht es noch einmal um das Große und Ganze: das Gute und das Böse. Und wie es in die Menschen kommt.
S
SWR Kultur lesenswert - Literatur


Auf dem Programm standen: Claudia Piñeiros Roman „Die Zeit der Fliegen“, für den Unionsverlag von Silke Kleemann ins Deutsche übertragen. Andreas Maiers Roman „Der Teufel“ (Suhrkamp Verlag), Christian Krachts „Air“ (Kiepenheuer & Witsch Verlag) und Nina Bußmanns Sommergeschichte „Drei Wochen im August“ (Suhrkamp Verlag). Es geht in den Büchern um Schädlingsbekämpfung und Feminismus, Fernsehen und politisch korrekten Sex, um Inneneinrichtung und das Design unserer kulturellen Erinnerung, brennende Wälder und köchelnde Beziehungen. Die ausgewählte Prosa überzeugte die Jury trotz unterschiedlicher Lesarten in den meisten Fällen und wurde dementsprechend mit viel Lob bedacht. „Ist das abendfüllend?“ fragte Eberhard Falcke am Schluss der Veranstaltung in die Runde, weil er die Figurenführung in Bußmanns Roman unterm Strich für zu eindimensional hielt. Warum aber gerade der Roman der Spitzenreiterin auf der April-Bestenliste in seiner inhaltlichen wie sprachlichen Uneindeutigkeit sehr zeitgemäß ist, wussten daraufhin Kirsten Voigt und Jörg Magenau zu erklären. Ein Gespräch, das nicht zuletzt zeigte, wie unterhaltsam und erhellend Literaturkritik auf der Bühne sein kann. Aus den vier Büchern lasen Isabelle Demey und Johannes Wördemann. Durch den Abend führte Carsten Otte.…
S
SWR Kultur lesenswert - Literatur


1 Svea Mausolf über ihr Romandebüt: „Kalendersprüche haben immer was Wahres“ 10:15
10:15
बाद में चलाएं
बाद में चलाएं
सूचियाँ
पसंद
पसंद10:15
Kristine Harthauer: Du bist als Autorin zum ersten Mal auf der Leipziger Buchmesse. Wie viel Meme-Potenzial hat die Messe? Was ist dein erster Eindruck? Svea Mausolf: Auf den ersten Blick natürlich tonnenweise, weil wirklich ganz viele Leute hier sind. Ich glaube, jeder hier hat ganz viele Geschichten, die ich potenziell verwursten könnte. Kristine Harthauer: Auf deinem Instagram-Account hast du auch schon ein paar Memes über dein Buch gepostet. Auf einem sieht man einen älteren, grauhaarigen Mann, so Typ ewiger Rocker mit Lederboots und Tattoos. Der sitzt auf einer Parkbank, er beugt sich in Richtung Kamera und fragt ganz keck: „Junge Frau, darf ich fragen, was die da lesen?“. Svea Mausolf, darf ich fragen, wie es ist, das Internet zu verlassen und mit dem ersten eigenen Buch unterwegs zu sein? Svea Mausolf: Also, für mich ist dieser Sprung in die physischen Medien irgendwie auch beruhigend. Ich habe immer das Gefühl, das Internet ist so flüchtig und könnte jeden Moment vorbei sein. Deswegen freue ich mich riesig, dass ich vielleicht auch als Romanautorin Fuß fassen kann und vielleicht gar nicht mehr jeden Tag bangen muss, ob mein Instagram-Account nicht vielleicht gelöscht wurde und meine ganze Existenz flöten geht. Kristine Harthauer: Die Angst hätte ich auch, wenn man so abhängig ist vom Algorithmus. Svea Mausolf: Und von Mark Zuckerberg, das wünscht man sich auch nicht. Ein Höllenritt voller Körperflüssigkeiten Kristine Harthauer: Dein Roman heißt „Image“. Es geht um Peggy, Ende 30, die ein Zimmer in ihrer Kölner Altbauwohnung vermietet – an ein schmieriges Muttersöhnchen namens Martin. Dann macht ihre Freundin mit ihr Schluss und Peggy landet in einer schäbigen Kneipe namens „Image“. Und was dann passiert, das ist ein Höllenritt voller Körperflüssigkeiten, Wutanfälle, zerstörten Möbeln und auch Körperteilen. Ich habe mich beim Lesen schon gefragt: Woher nimmst du diese Bilder? Svea Mausolf: Also es klingt so platt zu sagen „Da steckt alles in mir drin“. Besonders, wenn man sich irgendwie den Inhalt des Buches mit all seinen Schrecken vor Augen ruft. Ich glaube, mich interessiert einfach auch Abgründiges. Das kitzelt mich. Da mag ich drüber nachdenken, da mag ich auch noch meine eigene Fantasie spielen lassen und mich so ein bisschen treiben lassen in alles, was spritzt, in alles, was eklig ist. Was auch vielleicht nicht mit Körperflüssigkeiten zu tun hat. Ich glaube, mich interessiert einfach auch Abgründiges. Das kitzelt mich. Quelle: Svea Mausolf, Autorin Also Ekel geht ja weit darüber hinaus, auch in dem Buch. Menschen, aus denen es nicht trieft, können auch eklig sein. Und das in all seiner Härte zu beschreiben, das zaubert mir ein Lächeln aufs Gesicht. Eine grobe Skizze vom Spätkapitalismus, in dem wir leben Kristine Harthauer: Wenn jemand das Buch noch nicht gelesen hat und eben diesen Titel hört, „Image“, wie würdest du dein Buch skizzieren? Svea Mausolf: Es passiert ja sehr viel. Es sind viele Charaktere, die ich anreiße. Es hat zwar irgendwie eine strenge Handlung, der es folgt, aber immer wieder streife ich das Leben anderer, die nur ganz kurz vorkommen. Ich finde, das ist irgendwie auch eine grobe Skizze des Spätkapitalismus, in dem wir leben, und des Abgründigen, das sich so auftut. Wo manch anderer vielleicht nicht so gern hinschaut, wo ich dann ganz genau hingucke und auch Charaktere seziere, bis kaum noch was von ihnen übrig bleibt. So? Ich finde, in Überzeichnungen liegt ganz viel Wahrheit. Ich bin auch Fan von Kalauern, die immer funktionieren. Quelle: Svea Mausolf, Autorin Kristine Harthauer: Gleichzeitig sind diese Figuren ja auch ziemliche Stereotype. Da hast du keine Angst davor. Was gefällt dir an dieser Überzeichnung? Svea Mausolf: Ich finde, in Überzeichnungen liegt ganz viel Wahrheit. Ich bin auch Fan von Kalauern, die immer funktionieren. Kalendersprüche haben immer was Wahres. Ich finde, so wie es bei Memes funktioniert, funktioniert es im Literarischen auch und besonders, wenn es um Humor geht. Dass ich in der Überzeichnung immer den wahren Schmerz finde. Ich finde, Literatur kann auch gerne so was Comichaftes haben, was nicht im Alltag zu finden ist, aber gerade dann doch überall, wo man hinsieht. Weil es eben so detailliert und so überzeichnet beschrieben ist. Rache am Patriachat? Kristine Harthauer: Du zerlegst ja eigentlich die deutsche Gesellschaft und du zeigst die homophoben, rassistischen und sexistischen Abgründe dieser Gesellschaft. Quasi alle bekommen ihr Fett weg, vom Rich Kid wie Peggy bis hin zum klassischen Reihenhausbesitzer. Vor allem Männern gegenüber bist du gnadenlos. Die Männer in deinem Buch sind ja eigentlich Witzfiguren. Vor allem Martin, das ist wirklich ein Stereotyp eines Millennial Boys. Siehst du oder kennst du Typen wie ihn aus der echten Welt? Svea Mausolf: Ja, noch und nöcher. Die schießen ja wie Unkraut aus dem Boden und sind auch leider nicht tot zu kriegen, auch wenn ich es versucht habe. Besonders in meiner Vergangenheit, in meinem Kunststudium, sind mir fast nur solche Männer begegnet. Die sich Themen wie Feminismus vorne auf die Fahne schreiben und dann hintenrum eigentlich gar nicht so sind und nur nerven. Kristine Harthauer: Ja, die sich die Nägel lackieren, aber teilweise eben einfach wahnsinnig misogyn gegenüber Frauen sind. Ist das auch eine Art Rache am Patriarchat, die du mit deiner Kunst ausübst? Svea Mausolf: Also wenn man es so betrachten will, kann man das gerne so lesen. Ich finde, ich als Frau müsste mich viel, viel vehementer rächen für alles, was uns als Frauen so passiert ist. Da reicht ein witziges Buch wahrscheinlich nicht aus. Das ist ja dann eher ein Fliegenschiss auf alles, was bisher passiert ist: von Hexenverbrennung bis hin zu Frauenmorden, die so passieren. Und da komme ich daher als komische junge Frau und mache mich ein bisschen drüber lustig. Das wird wohl als Rache nicht ausreichen. Keine reine Autofiktion Kristine Harthauer: Aber trotzdem ruft es ja auch heftige Reaktionen hervor in den Kommentaren. Es lässt die Männer nicht kalt. Svea Mausolf: Eigentlich finde ich, viele Männer sind mir dann doch sehr wohlgesonnen. Besonders die, die es irgendwie in ihr Bumble-Profil reinmachen, dass sie meine Memes gern angucken oder meine Bücher lesen. Kristine Harthauer: Die gibt's also auch, meine Güte. Sag mal, in welchem Umfeld bist du eigentlich aufgewachsen? Auch hinter den Spitzengardinen im Reihenhaus? Svea Mausolf: Ich würde sagen, guter Mittelstand. Mein Vater war Polizist, meine Mutter arbeitet auch bei der Polizei. Also Eigenheim. Es war nie zu wenig Geld da, aber auch nie zu viel, würde ich sagen. Es steckt sicherlich viel von Peggy in mir, aber von mir steckt auch viel in allen anderen Figuren. Kristine Harthauer: Du hast, so wie deine Figur Peggy, aber auch nie zu viel, würde ich sagen. Du hast wie Peggy auch ein Kunststudium abgebrochen. Du lebst, soweit ich weiß, auch in Köln. Wie weit bist du davon entfernt, den Weg von Peggy einzuschlagen? Oder wie viel von dir spiegelt sich da wieder? Svea Mausolf: Es ist kein autofiktionaler Roman. Es steckt sicherlich viel von Peggy in mir, aber von mir steckt auch viel in allen anderen Figuren. Ich sehe mich da in jedem, sogar in Martin, und würde fast sagen, dass ich am ehesten den Weg von Renate einschlagen wollen würde, die später im Buch vorkommt. „Wenn ich scheitere, dann scheitere ich vor einer Viertelmillion Menschen“ Kristine Harthauer: Also mit der eigenen Eckkneipe. Wie ist es für dich jetzt, dass du quasi die Form gewechselt hast? Mit deinem Account erreichst du auf Instagram 280.000 Follower. Jetzt mit dem Buch, spürst du da eine andere Form von Druck? Svea Mausolf: Ich glaube, ich habe immer ein bisschen Druck. Es ist ja auch bei Instagram ein konstantes Schaffen. Ich habe ja mal täglich Memes gemacht, dann immer weniger auch wegen des Drucks und dann auch wegen anderer kreativer Aufgaben, wie zum Beispiel die mit dem Buch. Aber natürlich ist da immer so eine Angst dabei, etwas vor Augen vieler zu veröffentlichen. Es ist ja nicht so, dass ich mit einem Debüt ohne Publikum gestartet bin. Ich dachte: Wenn ich scheitere, dann scheitere ich vor einer Viertelmillion Menschen. Und das ist natürlich irgendwie ein hartes Ding so. Aber geschafft. Langform statt Memes und direktem Feedback Kristine Harthauer: Geschafft. Es gibt dieses berühmte Zitat von Karl Valentin: „Kunst ist schön, macht aber viel Arbeit“. Was macht dir mehr Arbeit? Einen 200 Seiten starken Roman zu schreiben, wahrscheinlich über Monate hinweg, oder auf Instagram eine Galerie mit zehn Memes zu posten? Svea Mausolf: Natürlich ist das mit den Memes super schnell. Also es ist ja so, dass ich da direkt ein Feedback bekomme, was dann irgendwie mit meinem Dopaminhaushalt ein bisschen spielt. Es war dann auch irgendwie schwierig in der Langform, als ich eben keine direkte Antwort dafür bekommen habe, was ich gemacht habe. Unterm Strich ist aber das Romanschreiben viel mehr Arbeit, als so ein Witzbild im Internet zu machen. Kristine Harthauer: Und meinst du, du wirst es noch ein zweites Mal ausprobieren wollen? Svea Mausolf: Absolut, sehr gerne sogar. Noch ein drittes, ein viertes.…
S
SWR Kultur lesenswert - Literatur


1 Nordische Träume und beziehungsreiche Albträume - Das war die Leipziger Buchmesse 54:55
54:55
बाद में चलाएं
बाद में चलाएं
सूचियाँ
पसंद
पसंद54:55
Neue Bücher von Ingeborg Arvola, Oliver Lovrenski, Susan Barker, ein Gespräch mit der Preisträgerin des Preises der Leipziger Buchmesse 2025 und eine Gratulation zum 85. Geburtstag
S
SWR Kultur lesenswert - Literatur


1 Preis der Leipziger Buchmesse
„Zuversicht darf nicht zur Floskel verkommen“ - Kristine Bilkau über ihren Roman „Halbinsel“ 11:58
11:58
बाद में चलाएं
बाद में चलाएं
सूचियाँ
पसंद
पसंद11:58
Ihr Roman „Halbinsel“ kreist genau um dieses Paradox und um die Frage, wie sich eine Mutter und ihre erwachsene Tochter auf Augenhöhe begegnen können. Für ihr Buch wurde Kristine Bilkau mit dem Preis der Leipziger Buchmesse ausgezeichnet.
प्लेयर एफएम में आपका स्वागत है!
प्लेयर एफएम वेब को स्कैन कर रहा है उच्च गुणवत्ता वाले पॉडकास्ट आप के आनंद लेंने के लिए अभी। यह सबसे अच्छा पॉडकास्ट एप्प है और यह Android, iPhone और वेब पर काम करता है। उपकरणों में सदस्यता को सिंक करने के लिए साइनअप करें।