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BVB-Fußballfans: Nein zum Sponsoring des Rüstungsgiganten – Doch was kümmert es die Vereinsbosse?
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Es ist eine gute, eine in diesen Zeiten etwas Mut machende Neuigkeit. Hier aus der Welt der Bundesliga – keine sportliche, eine politische, eine humanistische: Beim Verein Borussia Dortmund wendet sich ganz im Gegensatz zu dessen Geschäftsführung das einfache Mitgliedervolk gegen eine fatale Entscheidung, den deutschen Rüstungsgiganten Rheinmetall zum Sponsor des BVB zu küren. Ein Kommentar von Frank Blenz.
Dieser Beitrag ist auch als Audio-Podcast verfügbar.
Seit Bekanntwerden der Entscheidung des Bundesligisten Borussia Dortmund, mit dem Rüstungskonzern Rheinmetall als gewichtigem Sponsor Geschäfte zu machen, gibt es gegen das rein monetäre Ansinnen der Chefetage Widerstand. Jetzt erzielten die Gegner einen ersten wichtigen Erfolg. Bei der Mitgliederversammlung am vergangenen Sonntag stimmte eine deutliche Mehrheit gegen den großen Geldsegen des Waffenherstellers. In Zeiten des Krieges, des Geldscheffelns mit Tod und Elend ist dieses Nein der Fans notwendiger denn je. Ja: Überall braucht es ein Nein.
Es ist nicht die Aufgabe des BVB, für eine gesellschaftliche Akzeptanz eines Rüstungsunternehmens zu werben
Bei aller Freude über eine bemerkenswerte Antikriegsreaktion (ja Antikrieg!) einfacher Fußballfans – in diesem Fall der Mitglieder des berühmten, traditionsreichen Vereins Borussia Dortmund, mitten aus dem Ruhrpott, einer angestammten Region der Arbeiterklasse, der Malocher – scheint die Protestaktion nicht erfolgversprechend, denn allzu gewinnbringend, lohnend ist das Geschäft mit der Rüstung. Die Fans stemmen sich einerseits zwar offen und ehrlich gegen die Einflussnahme eines Rüstungskonzerns, gegen derart Geld, das mit dem Krieg und der Not und dem folgenden Elend von Menschen verdient wird. Doch diese verständliche Freude ist sofort getrübt, da das Andererseits Oberhand behalten wird: Denn was kümmert die BVB-Führungsriege, die Manager, die Geldverdiener der Protest, das Geschwätz der einfachen Leute? Die Bosse denken sicher: Sollen sie protestieren, sollen sie sich demokratisch befriedigt sehen, wenn bei einer Abstimmung eindrucksvoll offenbar wird: Wir wollen Frieden, wir unterstützen nichts, was nichts mit Frieden zu tun hat. Sollen sie ruhig naive Anträge stellen wie den von BVB-Mitglied Wilfried Harthan, der schrieb:
„Der Werbedeal mit Rheinmetall passt dazu nicht. Er ist mit unserem Grundwertekodex nicht zu vereinbaren.“ Es sei „nicht die Aufgabe des BVB, für eine gesellschaftliche Akzeptanz eines Rüstungsunternehmens zu werben“.
Tatsächlich sprachen sich die Mitglieder von Borussia Dortmund eindeutig gegen die Zusammenarbeit mit dem Rüstungskonzern Rheinmetall aus, der als Großsponsor auftreten soll. Bei der sonntäglichen Versammlung gab es eine große Mehrheit für den Antrag, die Partnerschaft BVB-Rheinmetall zu beenden.
855 der 1205 anwesenden Mitglieder nahmen an der Abstimmung teil, es gab 556 Ja-Stimmen, 247 Nein-Stimmen und 52 Enthaltungen. Für dieses Ergebnis gab es in der Westfalenhalle großen Applaus.
BVB-Geschäftsführer Hans-Joachim Watzke und sein Gefolge wird das Abstimmungsverhalten gegrämt haben. Doch unbeirrt hält er an dem Wahnsinn fest, denn man müsse ja auch Geld verdienen. Dass mit Rüstung gerade sehr, sehr viel Geld verdient wird, verlockt einen, der in Wahrheit von „Werten“ – außer Finanzwerten – nichts hält, umso mehr. Also schwadroniert Watzke von „Abwägung“ und von „harter Entscheidung“. Soso, er hat sich das alles also nicht leicht gemacht. Geschenkt, der Manager kann sich zurücklehnen, lächeln und weitermachen wie geplant, denn die wütende Abstimmung der Fans, der Wink mit den Latten des ganzen Zauns des Westfalenstadions ficht ihn nicht an, das Votum versus Rüstungskohle hat für die mächtige Vereinsleitung keine rechtliche Bindung. Watzke kann machen, was er will:
„Ich wusste, dass das eine schwierige Abwägungsentscheidung ist zwischen ökonomischen Fragen und einer gesellschaftspolitischen Verantwortung“, sagte er: „Es war eine harte Entscheidung, aber ich stehe dazu.“ Später nannte er auf Nachfrage eines Mitglieds wirtschaftliche Argumente. „Für eine Werbebande und eine Sponsorentafel ist es ein exorbitant hoher Betrag“, betonte Watzke: „Wir müssen auch Geld verdienen.“
(Quelle: spox.com)
Die Fans wollen keine Rheinmetall-Logos im Stadion, auf Trikots – nirgends
Der von Watzke und Co. eingefädelte Deal mit dem Rüstungskonzern bringt völlig berechtigt zahlreiche Anhänger des BVB auf die Palme. Jacob Schulz, Verantwortlicher aus der BVB-Fanabteilung, bestätigt laut Sportschau.de:
„Noch nie habe ich so viele Zuschriften und Nachrichten bekommen wie zu diesem Thema – und meist keine positiven“, sagte Scholz.
Doch was hilft es? Trotz des Protests aus der Fankurve sieht es danach aus, dass die Bosse das Rüstungsgeld schon fest in ihre Geschäftsplanungen eingepreist haben. Die Bosse übergehen die Fans, sie spielen Foul – und blicken auf rosige Zeiten.
Nach Informationen der Sportschau erhält der BVB über diesen Deal bei einer Vertragslaufzeit von drei Jahren gut 20 Millionen Euro. Die Partnerschaft umfasst die Nutzung reichweitenstarker Werbeflächen, Vermarktungsrechte sowie Event- und Hospitality-Angebote im Stadion und auf dem Vereinsgelände.
(Quelle: Sportschau.de)
Dem (noch) heftigen Protest, dem Nein der Fans zum Trotz dürften sich die kritischen Fußballfreunde alsbald ebenso an bunte Kampfszenenfilmchen auf „reichweitenstarken“ Werbeflächen gewöhnen wie auf coole Präsentationen von modernen Panzern made in Germany direkt vor dem Borussen-Stadion. Was für eine Kooperation! Das hat doch was: mal reinschauen in so ein imposantes Kriegsgerät kurz vorm Bundesligaspiel. All dieses konsequente Handeln pro Rheinmetall geschieht nur folgerichtig, der Blick auf die Aktie des Konzerns genügt. Die Aktionäre jubeln (Watzke und Freunde auch). Die Formulierungen in deren Fachblatt Der Aktionär lassen friedliche Menschen kopfschüttelnd zurück. Rheinmetall ist ein Superstar:
Die Aktie von Rheinmetall hat seit Anfang November eine massive Rally-Bewegung hinlegen können. Mehr als 30 Prozent beträgt das Kursplus seit dem Tief Anfang November. Am Donnerstag wurde ein neues Rekordhoch erreicht. Auch die Analysten übertrumpfen sich derzeit mit immer höheren Kurszielen für die Aktie.
Bei 611,80 Euro wurde am Donnerstag ein neues Rekordhoch bei Rheinmetall markiert. Erst am Mittwoch konnte das Papier erstmals in seiner Geschichte die Marke von 600 Euro überwinden. Zuletzt unterstützte zudem die weitere Eskalation im Russland-Ukraine-Krieg den Kurs. Noch-US-Präsident Joe Biden hat hier vor Kurzem den Einsatz von US-Waffen mit großer Reichweite erlaubt.
Dies ist aber längst nicht das höchste Kursziel. Das Bankhaus Metzler hat das Kursziel für Rheinmetall nun von 720 auf 800 Euro angehoben. Die Düsseldorfer avancierten zum Global Player im Rüstungsbereich, so Analyst Alexander Neuberger. Er rechnet bis Ende der Dekade mit zweistelligen Wachstumsraten – bei Umsatz und Gewinn.
Noch eine Schippe drauf hat letztendlich die DZ Bank gelegt. Sie sieht den fairen Wert nun bei 820 Euro (bislang: 657 Euro). Analyst Holger Schmidt lobt die strategische Weitsicht des Managements. Er sieht Rheinmetall als einen der am schnellsten wachsenden und profitabelsten Rüstungshersteller.
Der Zynismus der Börsenparkettsprache wird in jeder Zeile des Artikels deutlich. Wessen Geistes Kind die Akteure dieses kriegerischen Treibens sind, wird unverhohlen formuliert: Rekordhoch, Übertrumpfung der Kursziele. Noch eine Schippe drauf. Zuletzt unterstützt die weitere Eskalation im Russland-Ukraine-Krieg den Kurs. Ein Analyst hat kein Problem damit, von strategischer Weitsicht zu sprechen.
Er sieht Rheinmetall als einen der am schnellsten wachsenden und profitabelsten Rüstungshersteller.
(Quelle: Der Aktionär)
Abschließend: Wir erleben gerade eine beängstigende, bedrohliche, schlimme Zeit. Wir sehen ein aggressives Handeln von wichtigen, einflussreichen Menschen, komplett und stur an den Interessen, am Wohl der vielen Menschen vorbei. Ob im Sport oder in der Industrie – hier die Rüstungsindustrie oder, wie es sich anschickt für einen kriegstüchtigen Bürger: die Verteidigungsindustrie. Ja, das ist auch die Wahrheit: In unserer Gesellschaft ging und geht es immer ums Geld. Dass mit dem Tod und dem Elend noch mehr zu ergattern ist, friedliche Menschen wollen das nicht akzeptieren. Dass Fußballfans – sie sind im normalen Leben ganz normale Bürger – den Wahn um Profit und Wachstum, noch eine Schippe drauf, nicht akzeptieren wollen und dagegen protestieren, dass sich Lieblingssport nicht mit Panzerbau vereint, das verdient den großen Beifall von allen Tribünen. Hoffentlich gehen die BVB-Fans am Ende des Kampfes doch als Sieger vom Platz.
Und dieser Kampf ist nicht zu Ende. Die BVB-Aktionäre jubelten gerade BVB-Boss Watzke zu, der zumindest äußerte, die Kritik der Fans ernst zu nehmen. Ein verbales Foulspiel konnte er sich indes nicht verkneifen. Laut Boulevardpresse sagte Watzke am Montag:
„Wenn 585 Mitglieder so votiert haben, dann ist das ein deutliches Signal, was ich auch höre. In einer Gesamtbewertung muss ich aber auch für mich bewerten, dass es 0,25 Prozent unserer Mitglieder sind.
(Quelle: Bild)
Titelbild: WDR
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Es ist eine gute, eine in diesen Zeiten etwas Mut machende Neuigkeit. Hier aus der Welt der Bundesliga – keine sportliche, eine politische, eine humanistische: Beim Verein Borussia Dortmund wendet sich ganz im Gegensatz zu dessen Geschäftsführung das einfache Mitgliedervolk gegen eine fatale Entscheidung, den deutschen Rüstungsgiganten Rheinmetall zum Sponsor des BVB zu küren. Ein Kommentar von Frank Blenz.
Dieser Beitrag ist auch als Audio-Podcast verfügbar.
Seit Bekanntwerden der Entscheidung des Bundesligisten Borussia Dortmund, mit dem Rüstungskonzern Rheinmetall als gewichtigem Sponsor Geschäfte zu machen, gibt es gegen das rein monetäre Ansinnen der Chefetage Widerstand. Jetzt erzielten die Gegner einen ersten wichtigen Erfolg. Bei der Mitgliederversammlung am vergangenen Sonntag stimmte eine deutliche Mehrheit gegen den großen Geldsegen des Waffenherstellers. In Zeiten des Krieges, des Geldscheffelns mit Tod und Elend ist dieses Nein der Fans notwendiger denn je. Ja: Überall braucht es ein Nein.
Es ist nicht die Aufgabe des BVB, für eine gesellschaftliche Akzeptanz eines Rüstungsunternehmens zu werben
Bei aller Freude über eine bemerkenswerte Antikriegsreaktion (ja Antikrieg!) einfacher Fußballfans – in diesem Fall der Mitglieder des berühmten, traditionsreichen Vereins Borussia Dortmund, mitten aus dem Ruhrpott, einer angestammten Region der Arbeiterklasse, der Malocher – scheint die Protestaktion nicht erfolgversprechend, denn allzu gewinnbringend, lohnend ist das Geschäft mit der Rüstung. Die Fans stemmen sich einerseits zwar offen und ehrlich gegen die Einflussnahme eines Rüstungskonzerns, gegen derart Geld, das mit dem Krieg und der Not und dem folgenden Elend von Menschen verdient wird. Doch diese verständliche Freude ist sofort getrübt, da das Andererseits Oberhand behalten wird: Denn was kümmert die BVB-Führungsriege, die Manager, die Geldverdiener der Protest, das Geschwätz der einfachen Leute? Die Bosse denken sicher: Sollen sie protestieren, sollen sie sich demokratisch befriedigt sehen, wenn bei einer Abstimmung eindrucksvoll offenbar wird: Wir wollen Frieden, wir unterstützen nichts, was nichts mit Frieden zu tun hat. Sollen sie ruhig naive Anträge stellen wie den von BVB-Mitglied Wilfried Harthan, der schrieb:
„Der Werbedeal mit Rheinmetall passt dazu nicht. Er ist mit unserem Grundwertekodex nicht zu vereinbaren.“ Es sei „nicht die Aufgabe des BVB, für eine gesellschaftliche Akzeptanz eines Rüstungsunternehmens zu werben“.
Tatsächlich sprachen sich die Mitglieder von Borussia Dortmund eindeutig gegen die Zusammenarbeit mit dem Rüstungskonzern Rheinmetall aus, der als Großsponsor auftreten soll. Bei der sonntäglichen Versammlung gab es eine große Mehrheit für den Antrag, die Partnerschaft BVB-Rheinmetall zu beenden.
855 der 1205 anwesenden Mitglieder nahmen an der Abstimmung teil, es gab 556 Ja-Stimmen, 247 Nein-Stimmen und 52 Enthaltungen. Für dieses Ergebnis gab es in der Westfalenhalle großen Applaus.
BVB-Geschäftsführer Hans-Joachim Watzke und sein Gefolge wird das Abstimmungsverhalten gegrämt haben. Doch unbeirrt hält er an dem Wahnsinn fest, denn man müsse ja auch Geld verdienen. Dass mit Rüstung gerade sehr, sehr viel Geld verdient wird, verlockt einen, der in Wahrheit von „Werten“ – außer Finanzwerten – nichts hält, umso mehr. Also schwadroniert Watzke von „Abwägung“ und von „harter Entscheidung“. Soso, er hat sich das alles also nicht leicht gemacht. Geschenkt, der Manager kann sich zurücklehnen, lächeln und weitermachen wie geplant, denn die wütende Abstimmung der Fans, der Wink mit den Latten des ganzen Zauns des Westfalenstadions ficht ihn nicht an, das Votum versus Rüstungskohle hat für die mächtige Vereinsleitung keine rechtliche Bindung. Watzke kann machen, was er will:
„Ich wusste, dass das eine schwierige Abwägungsentscheidung ist zwischen ökonomischen Fragen und einer gesellschaftspolitischen Verantwortung“, sagte er: „Es war eine harte Entscheidung, aber ich stehe dazu.“ Später nannte er auf Nachfrage eines Mitglieds wirtschaftliche Argumente. „Für eine Werbebande und eine Sponsorentafel ist es ein exorbitant hoher Betrag“, betonte Watzke: „Wir müssen auch Geld verdienen.“
(Quelle: spox.com)
Die Fans wollen keine Rheinmetall-Logos im Stadion, auf Trikots – nirgends
Der von Watzke und Co. eingefädelte Deal mit dem Rüstungskonzern bringt völlig berechtigt zahlreiche Anhänger des BVB auf die Palme. Jacob Schulz, Verantwortlicher aus der BVB-Fanabteilung, bestätigt laut Sportschau.de:
„Noch nie habe ich so viele Zuschriften und Nachrichten bekommen wie zu diesem Thema – und meist keine positiven“, sagte Scholz.
Doch was hilft es? Trotz des Protests aus der Fankurve sieht es danach aus, dass die Bosse das Rüstungsgeld schon fest in ihre Geschäftsplanungen eingepreist haben. Die Bosse übergehen die Fans, sie spielen Foul – und blicken auf rosige Zeiten.
Nach Informationen der Sportschau erhält der BVB über diesen Deal bei einer Vertragslaufzeit von drei Jahren gut 20 Millionen Euro. Die Partnerschaft umfasst die Nutzung reichweitenstarker Werbeflächen, Vermarktungsrechte sowie Event- und Hospitality-Angebote im Stadion und auf dem Vereinsgelände.
(Quelle: Sportschau.de)
Dem (noch) heftigen Protest, dem Nein der Fans zum Trotz dürften sich die kritischen Fußballfreunde alsbald ebenso an bunte Kampfszenenfilmchen auf „reichweitenstarken“ Werbeflächen gewöhnen wie auf coole Präsentationen von modernen Panzern made in Germany direkt vor dem Borussen-Stadion. Was für eine Kooperation! Das hat doch was: mal reinschauen in so ein imposantes Kriegsgerät kurz vorm Bundesligaspiel. All dieses konsequente Handeln pro Rheinmetall geschieht nur folgerichtig, der Blick auf die Aktie des Konzerns genügt. Die Aktionäre jubeln (Watzke und Freunde auch). Die Formulierungen in deren Fachblatt Der Aktionär lassen friedliche Menschen kopfschüttelnd zurück. Rheinmetall ist ein Superstar:
Die Aktie von Rheinmetall hat seit Anfang November eine massive Rally-Bewegung hinlegen können. Mehr als 30 Prozent beträgt das Kursplus seit dem Tief Anfang November. Am Donnerstag wurde ein neues Rekordhoch erreicht. Auch die Analysten übertrumpfen sich derzeit mit immer höheren Kurszielen für die Aktie.
Bei 611,80 Euro wurde am Donnerstag ein neues Rekordhoch bei Rheinmetall markiert. Erst am Mittwoch konnte das Papier erstmals in seiner Geschichte die Marke von 600 Euro überwinden. Zuletzt unterstützte zudem die weitere Eskalation im Russland-Ukraine-Krieg den Kurs. Noch-US-Präsident Joe Biden hat hier vor Kurzem den Einsatz von US-Waffen mit großer Reichweite erlaubt.
Dies ist aber längst nicht das höchste Kursziel. Das Bankhaus Metzler hat das Kursziel für Rheinmetall nun von 720 auf 800 Euro angehoben. Die Düsseldorfer avancierten zum Global Player im Rüstungsbereich, so Analyst Alexander Neuberger. Er rechnet bis Ende der Dekade mit zweistelligen Wachstumsraten – bei Umsatz und Gewinn.
Noch eine Schippe drauf hat letztendlich die DZ Bank gelegt. Sie sieht den fairen Wert nun bei 820 Euro (bislang: 657 Euro). Analyst Holger Schmidt lobt die strategische Weitsicht des Managements. Er sieht Rheinmetall als einen der am schnellsten wachsenden und profitabelsten Rüstungshersteller.
Der Zynismus der Börsenparkettsprache wird in jeder Zeile des Artikels deutlich. Wessen Geistes Kind die Akteure dieses kriegerischen Treibens sind, wird unverhohlen formuliert: Rekordhoch, Übertrumpfung der Kursziele. Noch eine Schippe drauf. Zuletzt unterstützt die weitere Eskalation im Russland-Ukraine-Krieg den Kurs. Ein Analyst hat kein Problem damit, von strategischer Weitsicht zu sprechen.
Er sieht Rheinmetall als einen der am schnellsten wachsenden und profitabelsten Rüstungshersteller.
(Quelle: Der Aktionär)
Abschließend: Wir erleben gerade eine beängstigende, bedrohliche, schlimme Zeit. Wir sehen ein aggressives Handeln von wichtigen, einflussreichen Menschen, komplett und stur an den Interessen, am Wohl der vielen Menschen vorbei. Ob im Sport oder in der Industrie – hier die Rüstungsindustrie oder, wie es sich anschickt für einen kriegstüchtigen Bürger: die Verteidigungsindustrie. Ja, das ist auch die Wahrheit: In unserer Gesellschaft ging und geht es immer ums Geld. Dass mit dem Tod und dem Elend noch mehr zu ergattern ist, friedliche Menschen wollen das nicht akzeptieren. Dass Fußballfans – sie sind im normalen Leben ganz normale Bürger – den Wahn um Profit und Wachstum, noch eine Schippe drauf, nicht akzeptieren wollen und dagegen protestieren, dass sich Lieblingssport nicht mit Panzerbau vereint, das verdient den großen Beifall von allen Tribünen. Hoffentlich gehen die BVB-Fans am Ende des Kampfes doch als Sieger vom Platz.
Und dieser Kampf ist nicht zu Ende. Die BVB-Aktionäre jubelten gerade BVB-Boss Watzke zu, der zumindest äußerte, die Kritik der Fans ernst zu nehmen. Ein verbales Foulspiel konnte er sich indes nicht verkneifen. Laut Boulevardpresse sagte Watzke am Montag:
„Wenn 585 Mitglieder so votiert haben, dann ist das ein deutliches Signal, was ich auch höre. In einer Gesamtbewertung muss ich aber auch für mich bewerten, dass es 0,25 Prozent unserer Mitglieder sind.
(Quelle: Bild)
Titelbild: WDR
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